Das Spiel der fünf Tiere (Wu Qin Xi)

Der Aspekt der Natürlichkeit und die Einheit von Gestalt, Gestik und Mimik werden hier besonders betont. Die Zuordnung zu den Funktionskreisen der Traditionellen Chinesischen Medizin kennzeichnet die Tierspiele und unterstreicht die enge Beziehung zu Emotionen, Lebensgefühlen und Veranlagungen.

Die Imitation von Tierbewegungen zur Gesunderhaltung lässt sich zurückverfolgen bis ins chinesische Altertum. Schon immer waren die Menschen fasziniert von der Kraft, Anmut, Geschmeidigkeit und Natürlichkeit von Tierbewegungen. Duch Nachahmung, aber auch durch das Erfassen und Verstehen des jeweiligen Tieres, versuchten sie sich dessen Qualitäten anzueignen, zu Beispiel die Furchtlosigkeit des Tigers, die Erdverbundenheit des Bären oder die Leichtigkeit des Kranichs.

Beim “Spiel der fünf Tiere”, welches auf den chinesischen Arzt Hua Tuo (141-203) zurückgeht, werden die Bewegungen und Wesen von Bär, Kranich, Tiger, Hirsch und Affe mit den menschlichen Möglichkeiten dargestellt. Jedes Tier verkörpert eine andere Art der Kraft und eine andere Art der Ruhe. Durch “Ausleihen” dieser Kräfte können Emotionen und Lebensgefühl spielerisch ausgedrückt werden.

Jedes Tierspiel ist einem Funktionskreis der Traditionellen Chinesischen Medizin zugeordnet, der Hirsch beispielsweise dem Funktionskreis Leber. In der chinesischen entsprechungssystematischen Medizin gehören zu diesem Funktionskreis unter anderem die Leber, die Gallenblase, die Muskeln und Sehnen, die Augen und im emotionalen Bereich Ärger, Zorn, Wut, Reizbarkeit und schlechte Laune. Übt man das “Spiel des Hirschen”, so stellt man sich vor, dass der Hirsch in Hochstimmung ist. Seine Bewegungen sind die des Reckens und Streckens, das Wenden des Kopfes und der Sprung. Er ist der Meister des schnellen Laufs. Mit dieser inneren und äußeren Haltung des Hirschen kann man Aggressionen und Depressionen, den nach außen und innen gewendeten Folgen von Ärger begegnen und lernen sie aufzulösen. Zu jedem Tier gibt es fünf Formen. Hat man diese Bewegungsabfolgen über längere Zeit praktiziert und sich vertraut gemacht mit dem Wesen jedes Tieres, so gibt es als Möglichkeit der Vertiefung noch das “freie Spiel der Tiere”. Hierbei verlässt man mehr oder weniger die feste Form und folgt in der Ausgestaltung der Übung dem inneren Qi-Fluss.